Tram-Museum Basel in der Presse
Trammuseum kommt ins Depot Dreispitz
Die Promotoren machen sich auf die Suche nach Gönnern
Basel. Wie ungeliebte Kinder wurden
sie herumgeschoben. Mal standen die
BVB-Oldtimer im Depot Wiesenplatz,
mal standen sie auf den Abstellgleisen
beim Eglisee oder im Depot Dreispitz:
Einen festen Standort haben die alten
Fahrzeuge aber nie erhalten, obwohl
bereits in den 70er-Jahren des vergangenen
Jahrhunderts die Idee eines
Trammuseums entstand. 1978 wurde
die Genossenschaft Trammuseum der
Region Basel (GTMB) gegründet.
Wenn alles rundläuft, kann die Idee
fast 40 Jahre später umgesetzt werden:
In drei Jahren soll es im Depot Dreispitz
eröffnet werden, ausgestellt werden die
Oldtimer, die der Tramclub Basel (TCB)
betreut. Dies schreibt der Regierungsrat
in seiner Antwort auf einen Vorstoss des
seinerzeitigen Grossrats Stephan Gassmann
(CVP) aus dem Jahr 2007.
Damit würde die GTMB ihr Ziel
doch noch erreichen. Seit mehreren
Jahren verweist sie auf den Dreispitz als
idealen Standort. Das Depot wurde
1916 eröffnet. «Es passt vom Alter her
gut zur Idee eines Oldtimer-Museums»,
sagt Stephan Schnider, Sprecher der Arbeitsgruppe
Trammuseum, dem Mitglieder
von GTMB und TCB angehören.
Die Aufgabenteilung erklärt Schnider
so: «Der Club ist primär für das Innenleben
des Museums verantwortlich, die
Genossenschaft für die Hülle.»
BVB legen sich nicht mehr quer Bis anhin wurde der Vorschlag Dreispitz von den BVB mit dem immer gleichen Argument abgeschmettert: Eigener Platzbedarf. Nun haben sich laut Schnider aber die betrieblichen Anforderungen geändert. Seit dem Fahrplanwechsel vergangenen Dezember sind die Trams neu von Betriebsbeginn bis -ende unterwegs und stehen nur nachts im Depot Dreispitz – neben den bereits eingestellten Oldtimern. BVB, TCB und GTMB haben eine Absichtserklärung unterschrieben, wie Schnider und Anna Dobr von der BVB-Medienstelle übereinstimmend erklären. «Wir befürworten das Projekt», sagt Dobr. Laut Schnider soll das Trammuseum die halbe Dreispitzhalle nutzen können. «Wir stehen noch ganz am Anfang des Projekts», betont Schnider. «Die Basis ist gelegt.»
Tagsüber sollen die alten Fahrzeuge im Depot locker verteilt aufgestellt werden, sodass Besucher um die 15 Wagen herumgehen und einsteigen können. Darunter werden das Anggebliemli von 1900 sein, die Dante Schuggi von 1915 oder der Pythagoras von 1948. «Die Gruben zwischen den Schienen werden geschlossen», sagt Schnider. Zudem braucht es Notausgänge und Abschrankungen sowie Toiletten im Depot. Klar ist aber für Dobr, dass die Bedürfnisse der BVB immer Vorrang haben werden. «Es kann sein, dass wir in Zukunft wieder mehr Platz selber beanspruchen.»
Im Museum sind wechselnde Ausstellungen geplant, denn der TCB unterhält nicht nur Fahrzeuge, sondern kann beispielsweise auch Uniformen präsentieren. «Wir wollen keine statische Ausstellung, es wird auch Führungen geben und einen Souvenirshop», sagt Schnider. Die Besucher sollen möglichst wieder kommen. Die Extrafahrten mit den Oldtimern werden weitergeführt. «Weil wir am Freitag und Samstag viele solche Fahrten haben, bleibt das Museum dann möglicherweise geschlossen», sagt Dobr. Die Oldtimer-Fahrten sind für die BVB eine Einnahmequelle.
Regierung sieht keine Pflicht
Die Regierung will sich trotz aller
Freude über die Entwicklung nicht aktiv
am Museum beteiligen, wie aus der Antwort
auf Gassmanns Vorstoss hervorgeht:
«Planung, Investition und Betrieb
des Trammuseums sind ausschliesslich
Sache der Promotoren des Museums.»
Der Regierung Basel-Stadt obliege keinerlei
organisatorische oder finanzielle
Verpflichtung. «In kulturpolitischer Hinsicht
misst die Regierung der Idee eines
Trammuseums keine Priorität zu», heisst
es weiter. Sie stehe jedoch einer privaten
Initiative als Beitrag zum Kulturleben
der Stadt Basel positiv gegenüber.
«Eigentlich war das Ziel eine Beteiligung
des Kantons», sagt Schnider. Nun
werde das Museum privat finanziert.
«Wir werden das Thema sehr breit angehen.
» Schnider rechnet mit «plus/minus
einer Million Franken», die nötig
sind. Dafür sollen Stiftungen, der Lotteriefonds
und Gönner angefragt werden.
Auch ein Stadtfest ist denkbar. «Unsere
Vision ist natürlich grösser als das, was
jetzt geplant ist», sagt Schnider. Ein
Ausbau sei immer noch möglich.
Auch die Oldtimer-Flotte könnte in absehbarer Zukunft grösser werden. Mit der Beschaffung des Flexity-Trams von Bombardier bis in fünf Jahren werden die Fahrzeugtypen Düwag und Schindler im Regelbetrieb nicht mehr gebraucht. «Unser Ziel ist es, von möglichst jedem Tramtyp ein Exemplar zu erhalten», sagt Schnider. Das sei nicht immer möglich. In diesem Fall behalten die BVB aber einige Fahrzeuge in ihrem aktiven Bestand. «Diese Fahrzeuge sind fast zu jung, um als Oldtimer angeschaut zu werden.»
Quelle: Basler Zeitung vom 10.07.2012
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