Drämmli Geschichte

Stein des Anstosses

17. Februar 1964, Fasnachtsmontag.
Die Trams in Richtung Stadt waren randvoll und die Fasnächtler drängten bereits an den bevorstehenden Cortège. Wir Kinder waren schon voller Übermut und trieben unseren Schabernack. So machten wir uns einen Spass daraus die vorbeifahrenden Trämli zu «sabotieren». Am Kiosk besorgten wir uns mehrere Rollen Käpseli, welche eigentlich für Spielzeugrevolver gedacht waren. Diese wurden gnadenlos zweckentfremdet, was aber gerade deshalb nicht ohne Knalleffekt bleiben sollte.
Der Plan war einfach: Nach der Ausfahrt der Haltestelle Fichtenwald legten wir in kurzen Abständen einige Streifen dieser Käpseli auf die Tramschienen. Alsdann harrten wir hinter einem Strauch, der Dinge die da kommen würden. Und sie kamen – so ratterte bereits ein 11er von der Loogstrasse her in Richtung Haltestelle. Der ahnungslose Wagenführer würde nun eine Schrecksekunde erleben. Einige Fahrgäste stiegen aus und das Tram setzte sich einen kurzen Moment später wieder in Bewegung. Die Spannung stieg. Und richtig, nach einigen Metern Fahrt knallte es in einem herrlichen Rhythmus, laut und fürchterlich. Die platt gewalzten Käpseli zeigten ihre Wirkung. Der Fahrer verlangsamte die flotte Fahrt, bis ihm klar wurde, dass es sich um einen Streich handelte. Wir Buben kugelten wir uns derweil vor Vergnügen – unser Plan hatte funktioniert.

Und kaum war das Tram ausser Sichtweite machten wir uns sogleich auf zur nächsten Tat. Mein Übermut trieb mich nun dazu, direkt bei der Haltestelle einen Schotterstein statt der Knallkörper auf die Schienen zu legen.

Gesagt – getan. Kaum lag der Stein an seinem Platz kam wie aus dem Nichts eine aufgeregte Frau auf mich zu, was eigentlich nicht in unserem Plan vorgesehen war. Diese war wohl gerade aus dem besagten Tram gestiegen und hatte die Knallerei mitbekommen. Energisch meinte sie: – was mir denn da einfalle, ob ich noch bei Trost sei – und Klatsch, schon hatte ich eine saftige Ohrfeige kassiert. Da hatte ich nun meinen Knalleffekt. Meine Bandenkollegen ergriffen das Weite und waren bereits schon ausserhalb der Gefahrenzone. Nun wollte die Frau auch noch meinen Namen wissen und wo ich wohnte. Das war mir dann doch etwas zu viel und ich rannte auch nach Hause, zog schleunigst meine Fasnachtsklamotten an und versteckte meine rote Backe hinter der Waggislarve. Nur so hatte ich halbwegs eine Chance, unerkannt mit dem Tram in die Stadt noch an den Cortège zu gelangen.
Nach einiger Zeit ratterte der 11er heran, bediente die Haltestelle und ich stieg zuhinterst in den zweiten Anhänger zu. Ich wollte vermeiden, dass mich vielleicht noch der Wagenführer wiedererkannte. Als die Luft rein war legte ich die Larve ab. Im gleichen Augenblick knallte und ratterte es zuvorderst beim Motorwagen. Aus dem Fenster erblickte ich hinter der Hecke meine Kumpane, welche offenbar wieder aktiv waren. Der Billeteur schaute einen Moment etwas irritiert und kämpfte sich dann aber weiter zwischen den Fahrgästen durch. Als ich ihm mein Billett zeigte, merkte ich wie plötzlich auch meine zweite Backe glühte. Sicher hatte ich einen knallroten Kopf. So holte mich das schlechte Gewissen ein. Aber er ahnte offenbar nichts von meinen Taten und ging weiter. Erleichtert atmete ich auf und winkte noch meinen Kameraden draussen zu.

– Was soll’s, schliesslich gibt’s nur einmal im Jahr «die drey scheenschte Dääg».

von Thomas Meyer

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