Drämmli Geschichte
Eilkurs
Schon in den 60er Jahren war teils Eile geboten. Die gute alte Zeit hatte auch ihre hektischen Seiten. So verkehrte auf der Linie 11 ein Eil-Kurs vom Aeschenplatz bis Surbaum.
In Stosszeiten bediente dieser Kurs nur die wichtigsten Haltestellen auf der Überlandstrecke. Man war also schneller als sonst wieder zuhause, wenn man wie ich an einer solchen Tramlinie wohnte. Im Einsatz war die «Dante Schuggi» mit ihrem grosszügigen Platzangebot. Dieser Motorwagen besass bereits einen Niederflureinstieg! Wenn man bedenkt dass dieses Fahrzeug bereits 1915 seinen Dienst in Basel begann. Freilich wurde die moderne Falttüre erst nachträglich 1956 eingebaut.
Nun ja, diese moderne Technik hatte es aber auch in sich. Der Wagenführer bediente aus seinem geschlossenen Führerstand diese Tür. Druckknöpfe für die Fahrgäste gab es damals nicht. Also war die Aufmerksamkeit des Billeteur und eben des Wagenführers gefragt. Des öfteren führte aber diese verflixte Tür ihr Eigenleben.
So kam es, als ich einmal auf dem Rückweg vom Stadtbummel die «Schuggi» am Aeschenplatz erwischte und Richtung Münchenstein «eilte». Für mich als Jugendlicher war es immer ein besonderes Erlebnis mit der «alten Dame» mitzufahren. An der Haltestelle Fichtenwald (heute Spengler) wollte ich wie gewohnt aussteigen. Das Tram verlangsamte seine flotte Fahrt und hielt an. Aber nichts tat sich, die Türe blieb verschlossen. Wohl gab die Türe eigenartige Geräusche von sich aber an ein Aussteigen war nicht zu denken.
Jetzt öffnete sich die Führerstandstür und der Wagenführer näherte sich dem Corpus Delicti. Auch von ihm waren eigenartige Geräusche zu vernehmen. Offenbar wurde er nicht das erste mal mit dieser Tücke konfrontiert. - Doch nun wurde Hand angelegt, gerüttelt und gezogen. Endlich bewegte sich die Tür doch noch und erleichtert hüpfte ich mit einem Satz hinaus.
Mittlerweile stand hinter dem Eil-Kurs ein regulärer Kurs der Linie 11 der es nun plötzlich auch eilig hatte. Jedenfalls war der Blick des Wagenführers auf das Pannenfahrzeug gerichtet. Und man konnte förmlich seine Zweifel, den Fahrplan einzuhalten in seinem Gesicht ablesen. - Doch endlich brauste der Eilkurs Richtung Heiligholz weiter und machte seinem Namen wieder gebührend alle Ehre.
von Thomas Meyer